Kirchengeschichte

Die St. Markuskirche in Lembach
Mag. Franz Peter Wanek

Die auf einer Anhöhe nördlich über dem Ortszentrum von Lembach liegende kleine Dorfkirche St. Markus besteht aus einem schlichten längsrechteckigen Langhaus, das vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt, und einem in gleicher Breite und Höhe anschließenden spätgotischen Polygonalchor (Apsis mit mehreckigem Abschluss), der innen über dem Ostfenster mit der aufgemalten Jahreszahl „1503“ datiert ist. Beide Bauteile besitzen ein gemeinsames Dach, auf welchem über dem westlichen Schopfwalmgiebel ein Glockentürmchen in der Form eines hölzernen Dachreiters mit Zwiebelhelm sitzt. Die im Norden an das Langhaus angebaute Sakristei stammt aus dem Jahre 1963. An der Südseite des Langhauses befindet sich ein nach dem 1. Weltkrieg angefertigtes Kriegerdenkmal mit einer Gedenktafel für die Gefallenen beider Weltkriege. Auf einem alten Foto der Kirche vom Beginn des 20. Jahrhunderts ist anstelle des Kriegerdenkmals eine Treppenanlage zu erkennen. Ob es sich dabei um eine Außenkanzel oder um den Stiegenaufgang zu einer Kanzel im Inneren der Kirche gehandelt hat, ist unklar.
Am Außenbau der Kirche setzt sich der Chor durch die spätgotischen Baudetails (einmal abgetreppte Strebepfeiler und rundbogige einbahnige Dreipassfenster) deutlich vom jüngeren Langhaus ab. Im Inneren sind die beiden Bauteile durch einen eingezogenen spitzbogigen Triumphbogen voneinander getrennt. Der Chor besitzt ein 1931 eingezogenes gotisierendes Betongewölbe, dessen Rippen auf den originalen spätgotischen Wappenschlusssteinen aufruhen. Das Langhaus ist mit einem wahrscheinlich erst nachträglich im späten 19. Jahrhundert eingezogenem Kappengewölbe versehen; ursprünglich dürfte das Langhaus eine flache Holzdecke besessen haben. Im Westen des Langhauses befindet sich eine hölzerne Empore.

Die schlichte Einrichtung zeigt im Chorschluss die Statuen der Heiligen Markus, Rochus und Sebastian vom ehemaligen neogotischen Hochaltar aus dem Jahre 1901; weiters befinden sich im Chor eine Figur des hl. Markus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sowie ein Herz-Mariae-Bild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Langhaus steht eine große Figur des hl. Antonius von Padua aus der Zeit um 1700. Der Dachreiter beherbergt zwei Glocken; die ältere aus dem Jahre 1653 (Inschrift: „S. MARGAREDA ORA PRO NOBIS 1653“) ist im Jahre 1787 aus der Kirchschlager Liebfrauenkirche nach Lembach übertragen worden, die zweite wurde 1954 von der Firma Josef Pfundner in Wien gegossen.
Die Jahreszahl „1503“ im Inneren des Chores ist als Fertigstellungsdatum des ersten Kirchenbaues anzusehen. Der Stifter dieses spätgotischen Baues ist uns heute leider unbekannt, vielleicht verdankt die Markuskirche aber auch dem gemeinschaftlichen Willen der Lembacher ihre Entstehung. Erstmals urkundlich genannt wurde die Markuskirche in einem Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1625 und zwar als eine von fünf Filialkirchen der Pfarre Kirchschlag; die anderen vier waren die St.-Wolfgangs-Kirche in Stang, die Karnerkapelle St. Michael im Pfarrkirchhof, die Schlosskapelle St. Georg und die Liebfrauenkirche am Schlossberg.
Letztere war um 1390 von den damaligen Inhaber der Kirchschlager Herrschaft Konrad und Christoph von Pottendorf am Fuß des Kirchschlager Schlossberges zu Ehren „Unserer Lieben Frau“ errichtet und 1391 mit bedeutenden Stiftungen bedacht sowie mit einem eigenen Seelsorger (Benefiziat) besetzt worden. Als dann 1783 das Erzbistum Salzburg unter anderem auch das Dekanat Kirchschlag an das Bistum Wiener Neustadt abtreten musste, schlug der Kirchschlager Pfarrer Josef Georg von Neuburg in einem Bericht an den Neustädter Bischof die Aufhebung des Benefiziums der Liebfrauenkirche bzw. die Übertragung auf eine neu zu gründende Lokal¬kaplanei in der weitschichtigen Kirchschlager Pfarre vor, was dann auch tatsächlich durchgeführt wurde.
Mit kaiserlichem Beschluss vom 20. Juli 1783 wurde in Lembach eine Lokalkaplanei errichtet. Am 1. März 1784 wurde die Lostrennung von Kirchschlag vollzogen und der ehemalige Benefiziat der Liebfrauenkirche Franz Xaver Ramschissel zum Lokalkaplan mit allen Rechten eines Pfarrers ernannt. Ramschissel war am 7. März 1741 in Graz geboren, am 17. März 1764 zum Priester geweiht und seit 1782 in Kirchschlag als Benefiziat tätig gewesen. Im Jahre 1785 berichtete Ramschissel über seine neue Lembacher Gemeinde: Die Bevölkerung umfasst 48 Familien, 220 Personen waren bei der Beichte, 43 nicht; am weitesten zu gehen hat er zu Nr. 32, Georg Simon, nämlich 57 Minuten. Da er vom Haus Nr. 1, wo er beim Bauern Thomas Riegler um 6 Gulden jährlich zur Miete wohnte, 15 Minuten, bei tiefem Schnee gar 20 Minuten bis zur Kirche zu gehen hätte, schlug er den käuflichen Erwerb des Hauses Nr. 16 von Maria Anna Woltermeier zur Verwendung als Pfarrhof vor, was dann im selbigen Jahr 1785 um die Kaufsumme von 2000 Gulden realisiert wurde. In den Folgejahren bemühte sich Ramschissel besonders um die Ausstattung der Markuskirche, indem er um Einrichtungs¬gegenstände aus verschiedenen aufgelassenen Kirchen ansuchte: So kamen 1785 eine Kanzel und eine Orgel aus der ehemaligen St. Erhardkapelle in Wöllersdorf und 1787 die Turmglocken und das Kirchenpflaster aus der Kirchschlager Liebfrauenkirche nach Lembach.
Nach dem Tod Ramschissels wurde zwar am 19. Oktober 1799 noch einmal ein Lokalkaplan in der Person des Lorenz Archelaus Wimberger (zuvor Kaplan in Pottenstein) ernannt. Nachdem dieser jedoch am 6. August als Pfarrer nach Katzelsdorf berufen worden war, wurde die Lembacher Lokalkaplanei einem Bescheid der Hofkanzlei vom 8. Jänner 1802 folgend nicht mehr besetzt, sondern wieder mit der Mutterpfarre Kirchschlag vereinigt.
Am 4. Oktober 1802 tagte in Lembach eine Kommission, welche die Wiedervereinigung regelte. Im entsprechenden Protokoll heißt es, dass die Lembacher Kirche auf Bitte der Ortsbevölkerung erhalten bleiben solle, damit die Lembacher einen Ort zum Rosenkranzbeten und zur Abhaltung der Christenlehre hätten. Die Kirche war damals in einem sehr reparaturbedürftigem Zustand, das Mauerwerk wurde zwar als gut befunden, das Dach war jedoch so schlecht, dass es überall hineinregnete, auch war das Fußbodenpflaster größtenteils zugrunde gegangen. Der Pfarrhof wurde in gutem Zustand vorgefunden, er wurde zu Gunsten des Religions¬fonds verkauft.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts scheint der 1802 genannte „Kirchturm“ baufällig oder vielleicht auch gar nicht mehr vorhanden gewesen zu sein, da die Gemeinde Lembach unter Bürgermeister Matthias Freiler (Lembach Nr. 4) im Jahre 1857 beschloss, „einen Kirchturm zu bauen“. Dieses Glocken¬türmchen – es ist der heute noch erhaltene Dachreiter über der westlichen Giebelmauer – wurde im selbigen Jahr unter der Bauführung des Leopold Filz aus Kirchschlag errichtet.

Im Jahre 1901 wurde der alte Altar abgetragen und durch einen neuen Altar ersetzt, der seit 1968 nun auch nicht mehr existiert, aber dessen Aussehen immerhin durch Fotografien überliefert ist. Es handelte sich um ein neogotischen Nischenretabel mit den Statuen des Titelheiligen Markus und der beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian. Im Rahmen der Metallsammelaktionen während des 1. Weltkrieges musste die größere Kirchenglocke abgeliefert werden. Nach dem Krieg ermöglichten die Spenden der Dorfbevölkerung die Anschaffung einer neuen Glocke. Diese trug die Inschrift: „1917 zum Weltkrieg verwendet, 1920 ersteh ich auf’s Neu, von den Gläubigen der Gemeinde gespendet, wirk ich für ihr Seelenheil treu.“

1931 wurde das schadhafte spätgotische Gewölbe des Chores durch den Lembacher Maurer Michael Eidler (Lembach Nr. 47) abgetragen und durch ein Betongewölbe ersetzt. Einige der ursprünglichen Gewölberippen fanden in der Folge als Grenzsteine einen neuen Verwendungszweck; sie zeigen übrigens exakt das gleiche Profil wie die Rippen in der Kirchschlager Pfarrkirche. 1939 wurde das bis dahin mit Holzschindeln versehene Dach der Kirche mit Dachziegeln neu eingedeckt.

Während des zweiten Weltkrieges musste die oben erwähnte Glocke aus dem Jahr 1920 abgeliefert werden. Erst 1954 konnte die Gemeinde Lembach bei der Wiener Glocken¬gießerei Pfundner eine neue Glocke gießen lassen. 1949 fertigte der Kirchschlager Tischlermeister Josef Piskernigg neue Kirchenstühle an. 1956 fand eine Reparatur des Kirchturmes statt, wobei in der Blechkugel der Turmspitze ein Gedenkschreiben des seinerzeitigen Bürgermeisters Matthias Freiler (Lembach Nr. 4) aus dem Jahre 1857 sowie Hart- und Papiergeld aus jener Zeit vorgefunden wurde.
1968 wurde die Kirche einer Generalrenovierung unterzogen. Außen wurde die Fassade mit einem neuen Ratschenputz versehen; das Innere wurde neu ausgemalt. Die wesentlichste Erneuerung des Jahres 1968 betraf aber die Einrichtung der Kirche. Den Anforderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend wurde die Kirche mit einem Volksaltar ausgestattet, dem der alte neugotische Hochaltar aus dem Jahre 1901 geopfert wurde. Der Altar wurde abgebrochen und verheizt. Die drei Altarfiguren (Markus, Rochus, Sebastian) wurden von Volksschuldirektor Richard Ritter am Dachboden des Schulgebäudes deponiert, was in der Folge allerdings in Vergessenheit geriet. Unter dem Ortsvorsteher und Obmann der Dorferneuerung Franz Beisteiner, Lembach 33 und stellvertretendem GR Franz Stocker, Lembach 76, erfolgte 1996 die Innenrenovierung der Kirche.

Bei der jüngsten Außenrenovierung 1999 wurde der zur Optik des historischen Gebäudes ganz und gar unpassende Ratschenputz des Jahres 1968 wieder entfernt und durch einen Feinputz mit gemalter Eckquaderung ersetzt – die Arbeiten wurden von Karl Freiler, Lembach 69, ausgeführt.

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